Als ich mich ins Universum träumte

Nachdem ich nach Hause gekommen war, gegessen und mich mit meinem Bruder gestritten hatte, lief ich in mein Zimmer und warf mich wütend aufs Bett. Ich wollt nur noch schlafen. Mir fielen sogleich die Augen zu. Alles um mich herum verschwand und ich spürte, wie sich langsam mein Körper hob und ins Universum davon schwebte. Ich fühlte mich so leicht und schwerelos. Ich tauchte durch die Atmosphäre hindurch in die Unendlichkeit des Weltalls. Ich staunte – unfassbar schön war es hier und ich vergass alles  um mich herum.

Ich war nun so hoch, dass ich unsere Erde von oben sehen konnte.

Meine Flugbahn nahm eine Wendung und verlief nun eher rund, einmal um die Erde herum. Ich sah einen Ozean, klein und unscheinbar unter mir. Er strahlte eine Art bläuliches Licht aus und plötzlich sah ich einige Stellen des Ozeans vergrössert. Zuerst war ich verwirrt, alles war blau und ich sah kleine, bunte Fische herum schwimmen. Es war, als würde ich einige Teile plötzlich durch eine grosse Lupe sehen. Es erinnerte mich an eine grosse Leinwand, die sich vor der Unendlichkeit des Universums aufbaute.und durch die ich in den Ozean hineinsehen konnte. Sie verdeckte mir hingegen eine totale Sicht auf unseren Planeten. Die Unterwasserwelt war so stark vergrössert, dass ich mich fühlte, als würde ich mit den Fischen schwimmen. Es war sehr schön anzusehen, wie viele der Wassertiere fast schwerelos durch das Wasser glitten, sich Nahrung suchten und in die Tiefen des Ozeans abtauchten. Ich sah Delfine, wie sie aus dem Wasser sprangen und sich fröhlich in der Luft drehten. Diese Unterwasserwelt war schlicht bezaubernd. 

Es war himmlisch anzusehen, wie ganze Schwärme von Fischen durch das Wasser schwammen. Quallen glitten durch das Wasser und sahen dabei aus, als würden sie schwerelos tanzen. 

Ganz besonders beeindruckte mich die bunte Welt der unterschiedlichen Wasserpflanzen, die in allen Farben am Boden leuchteten. Es war etwas, dass es auf der Erde so nicht gab. Alle Tiere und Pflanzen lebten ihr eigenes Leben und doch ergänzten sie sich sehr gut. Ich sah Muscheln, die im hellen Ozean blau schimmernd leuchteten, und ein Riff voll hell glänzender Korallenwelt. Seeigel lagen auf dem Boden und ein Seestern erinnerte mich, wo ich eigentlich war: Ich befand mich ja im Universum bei den Sternen und ziemlich weit weg von der Erde. Das helle Licht, welches zuvor den Ozean riesig vergrössert hatte, verschwand langsam. Ich drehte mich um und währenddem verblasste das blaue Licht ganz und mit ihm das Universum.

Alles rund um mich herum begann zu glänzen. Viele Sterne blinkten gleichzeitig auf. Trotz der Unendlichkeit war es gemütlich und einfach himmlisch. Ich fühlte mich wohlig aufgehoben. Ich stellte mir vor, was für ein kleiner Teil die Erde doch ist im Vergleich zum  Universum. Wieviele unentdeckte Planeten es wohl noch gibt? Wieviele, von denen wir vielleicht nie etwas erfahren werden, obwohl es dort ähnliches Leben gibt wie auf der Erde. Ein grosser Teil des Universums ist also noch unentdeckt, geheimnisvoll.

Die Schwerelosigkeit entfernte mich langsam noch weiter weg von der Erde und hinauf in den Kosmos. Nachdenklich trieb ich an Planeten und Sternen vorbei. 

Plötzlich prallte ich gegen einen golden schimmernden Ring. Als ich aufschaute, merkte ich, dass es der Ring um den Saturn war. Ich zog mich am harten Gestein hoch, welches sich rau unter meinen Händen anfühlte, und setzte mich auf den Ring. Als ich den Planeten genauer betrachtete, sah ich plötzlich zwei rosafarbenen Gestalten. Ich rieb mir die Augen, denn auf dem Saturn leben ja bekanntlich keine Menschen. Als ich die Augen  öffnete, waren diese immer noch da. Ich spürte, dass ich niesen musste, konnte es nicht zurückhalten und bumm landete ich auf dem harten gelbbraunen Boden. Die Saturnmenschen sprangen abrupt weg und tuschelten. Ich war geschockt: Diese fremden Wesen konnten sprechen. Sie redeten leicht unverständlich,  denn sie hatten einen «i» Sprachfehler. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte sie, wie sie hiessen. Sie antworteten mit den Namen Isi und Fichs. Ich konnte die beiden nur schlecht unterscheiden, denn sie waren Zwillinge. Sie zeigten mir, wo sie mit ihren Eltern wohnten. Sie lebten in schwebenden, am Saturn angebundenen Sternen. Sie luden mich auf eine Mahlzeit in ihr Zuhause ein. Später zeigten sie mir noch ihre Schule und wir holten uns einen Sternenstaubsaft, eine Spezialität auf dem Saturn. Der Saft schmeckte mir gut, er roch nach Zitrone und prickelte auf der Zunge. Dann leerte aus Versehen Isis Glas mit dem Getränk aus. Die Flüssigkeit breitete sich auf dem Boden aus und ich rutschte darauf aus. Ich konnte den Saturnmenschen nur noch zuwinken, denn eine völlig unbekannte Kraft zog mich vorbei an den Sternen hinunter. Ich flog ziellos durch das Universum. 

Ich öffnete meine Augen und lag in meinem Bett: Ich war verwirrt und zufrieden zugleich und unheimlich bereichert von diesem bezaubernden und aussergewöhnlichen Traum.

Die Sterne und ihre hellen Lichter waren nun wieder alleine im Universum.

Alina Fankhauser & Madlaina Thönen